12. Oktober 2009
Vorbild sein und Geld verdienen
Von: Thomas Tritsch, Bergsträßer Anzeiger
Bensheim/Bergstraße. Seit gut einer Woche ist die Photovoltaikanlage auf dem Zeller Dorfgemeinschaftshaus in Betrieb. Spezielle Dünnschichtmodule bedecken rund 500 Quadratmeter der Dachfläche und liefern jährlich bis zu 45 000 Kilowattstunden Solarstrom. Auf diese Weise werden jedes Jahr rund 25 Tonnen Kohlendioxid-Emission vermieden. Betreiber der Anlage ist der BUND-Kreisverband Bergstraße, der das Projekt in Kooperation mit der Stadt Bensheim realisiert hat. "Wir wollen die Umwelt schützen und Vorbild sein", so Vorsitzender Guido Carl beim Pressetermin am Samstagvormittag.
Anflug von Aufbruchstimmung
Strömender Regen und eine aktuelle Leistung von mickrigen 0,03 Kilowatt konnten den Anflug von Aufbruchstimmung nicht gefährden: Mit der Installation der Solaranlage ist der Bund für Umwelt und Naturschutz jetzt auch konkret unternehmerisch tätig. Denn neben der aktiven Nutzung erneuerbarer Ressourcen spült die Anlage dem Kreisverband auch ein bisschen Geld in die Kasse - die Energieeinsparverordnung macht's möglich. Der Gewinn soll den Naturschützern als stabile Basis für die weitere Verbandsarbeit dienen.
Zwanzig Jahre soll die Anlage kostendeckend in Betrieb sein, genauso lange dauert der Pachtvertrag mit der Stadt Bensheim. "Dafür haben wir einige zehntausend Euro investiert", erklärt Guido Carl. Neben Mitgliedsbeiträgen hat der Kreisverband auch Spenden in die Solarmodule gesteckt. Als Finanzierungspartner ist die Sparkasse Bensheim mit im Boot, die den BUND bei der Nutzung der KfW-Förderprogramme unter die Arme gegriffen hat.
Etliche Dächer schon genutzt
Vor etwa einem Jahr hatte der BUND den Beschluss gefasst, eine eigene Solarstromanlage ans Netz zu hängen. Auf der Suche nach geeigneten Installationsflächen erkannte man schnell, dass etliche Dächer in der Region bereits solartechnisch genutzt werden oder für ähnliche Projekte reserviert sind - für die Naturschützer eine positive Entwicklung, bei der sie selbst als aktive Energieproduzenten mitmachen wollten.
Im Dialog mit der Stadt Bensheim wurde das Dach auf dem 2007 fertiggestellten Gemeinschaftshaus auserkoren. Bedingung war, dass die Solarmodule nicht am architektonischen Charakter des Gebäudes kratzen. Konkret: Sie mussten unsichtbar sein. Das war kein Problem, weil das Dach ohnehin eine sehr geringe Neigung hat.
Die qualitativ sehr hochwertigen kristallinen Dünnschichtmodule wurden mit einer Neigung von nur drei Grad nahezu flach auf dem Dach befestigt, wie Armin Schmitt vom Lorscher Unternehmen Solar & Mobil erläutert. Das bedeutete zwar Abstriche bei der Leistung, doch Einvernehmen mit dem Hausbesitzer. Zu sehen sind die Solarzellen nur aus der Vogelperspektive. Die konkrete Leistung der Anlage spiegelt sich auf der Anzeigentafel im Eingangsbereich. Bisher wurden rund 470 Kilowattstunden Strom erzeugt.
Energieform der Zukunft
Als Energieform der Zukunft bezeichnete Bürgermeister Thorsten Herrmann die kontinuierliche Solar-Ernte des gemeinschaftlichen Projekts. "Fossile Energien sind endlich. Wir müssen sie möglichst schnell vom Markt bringen", so der Hausherr mit Blick auf die Energieziele in Hessen, wo bis ins Jahr 2020 mindestens 20 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen kommen soll. Guido Carl glaubt, dass es noch schneller geht. "Unser Ziel bis dahin ist, dass die Hälfte der gesamten Produktionsmenge aus erneuerbaren Energien gewonnen wird." Für die Sparkasse betonte Kundenberater Joachim Spettel, dass die Förderung sauberer Energien ein lokal verankertes Thema sein müsse. "Das sind nachhaltige Investitionen in die Zukunft der Region."
Der BUND-Vorsitzende dankte allen Projektpartnern und insbesondere seinem Vorgänger Georg Niedermeyer, der als ideeller Vater einer eigenen Solarstromanlage ebenfalls anwesend war. Doch das Zeller Dach soll nicht das Ende sein. Guido Carl kündigt an, dass der Kreisverband das Thema erneuerbare Energien in weiteren Projekten umsetzen will. "Wir sind auf einem guten Weg."