1. April 2015

Hauptversammlung BUND-Bensheim

An Themen, die Natur- und Umweltschützer auf die Palme bringen, herrschte auch im vergangenen Jahr in Bensheim kein Mangel. Der stockende Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere von Windkraftanlagen vor der eigenen Haustür, war ein Beispiel dafür. Aussage der BUND-Mitglieder: "Ohne Windkraft keine Energiewende." Das Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen Europa und den USA war ein weiterer Aufreger.

Gegen das Abkommen hat der BUND-Ortsverband Front gemacht, hat Infostände in der Fußgängerzone aufgebaut, gemeinsam mit dem Nord-Süd-Forum und der Grünen Liste zur Informationsveranstaltung eingeladen und die hiesigen Abgeordneten angeschrieben. "Es gibt noch viele offene Fragen und nur wenige Antworten", fasste Vorsitzender Andreas Rossa das Ergebnis auf lokaler und europäischer Ebene zusammen. "Wir müssen weiter Druck erzeugen. Es bewegt sich etwas", zeigte er sich vorsichtig optimistisch, dass Änderungen im Freihandelsabkommen noch möglich sind. Auf der Mitgliederversammlung des BUND-Ortsverbandes Bensheim legte der alte und neue Vorsitzende Rechenschaft ab über ein "relativ aufwändiges Jahr 2014". Begrüßen konnte er zur Sitzung neben dem BUND-Kreisvorsitzenden Guido Carl (Lorsch) auch Stadtrat und Umweltdezernent Adil Oyan.

Erwartungsgemäß ohne Überraschungen verliefen die Vorstandswahlen. Das Team um Andreas Rossa vervollständigen sein Stellvertreter Bertram Blaich, Schatzmeister Günther Lissner, sowie die Beisitzer Hanne Andel und Ulrike Vogt-Saggau. Zu Kassenprüfern wurden Volker Massoth und Hille Krämer gewählt.

Zahlreiche Projekte und Eigeninitiativen des Bundes für Umwelt und Naturschutz drückten dem vergangenen Jahr seinen Stempel auf. Als ein "spannendes Erfolgskonzept" bezeichnete Rossa den Amphibienschutzzaun in Langwaden: "Wir haben das erreicht, was wir wollten. Die Population ist gesichert. Frösche und Kröten werden nicht mehr platt gefahren." Der Naturschützer berichtete den Mitgliedern aber auch von Beobachtungen auf dem Hauptweg zum Fürstenlager. Dort hatte er erst kürzlich 40 tote Kröten entdeckt. Alle überfahren lautete seine ernüchternde Bilanz.

Auf das Erntefest auf der Streuobstwiese habe man 2014 verzichten müssen, "da es wegen Frostschäden keine Ernte gab", so Rossa. Ein ehemaliger Weinberg am Kirchberg werde vom BUND als Magerbiotop sorgfältig gepflegt, die 1992 angelegte Benjeshecke am Niederwald habe sich zu einem "Grüngürtel in der Riedlandschaft hervorragend entwickelt".

Stadtrat und Umweltdezernent Adil Oyan informierte die BUND-Mitglieder über Umstrukturierungen innerhalb der Rathaus-Verwaltung. So habe Bürgermeister Rolf Richter die Zusammenlegung von Umwelt-, Energie- und Klimaschutzberater zu einem gemeinsamen Dezernat veranlasst und selbst die Federführung übernommen.

Im CO2-Minderungsprogramm Klimaschutz Plus habe Bensheim vermutlich bis Ende dieses Jahres die bereitgestellten Fördergelder aufgebraucht. Es werde daran gedacht, das Programm eventuell aufzustocken.

Angedacht sei, auch öffentliche Gebäude und Schulen - hier müsse es Gespräche mit dem Kreis geben - mehr in den Blickpunkt als bisher zu rücken und auf Sonnenenergie umzurüsten.

Nicht ganz unproblematisch sei das Thema Windkraft. Die Stadt habe deshalb die Hessenagentur mit ins Boot geholt, um die Lage vor Ort genau abklopfen zu lassen. Einziger möglicher Standort für eine Windkraftanlage auf Bensheimer Gemarkung sei nach wie vor der Haurod, nahe der der Gemarkungsgrenze Lautertal. Ergebnisse gebe es noch keine: "Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber es bleibt Zukunftsmusik."

Oyan ging auch auf den Masterplan 100 Prozent Klimaschutz ein und kündigte die Umstellung des gesamten städtischen Fuhrparks auf E-Mobilität als förderfähiges Projekt zur Co2-Einsparung an. Zukünftig werden städtische Mitarbeiter ausschließlich in Elektroautos unterwegs sein. gs

<cite>© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 06.03.2015</cite>