BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


18. November 2013

Vortragsabend des BUND Bensheim zur Suffizienpolitik

Nach Begrüßung und Einführung durch Andreas Rossa vom BUND-Bensheim, der die Referentin und Buchautorin Prof. Dr. Angelika Zahrnt, die frühere Bundesvorsitzende des BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland begrüßte wurde gleich in das Vortragsthema eingestiegen. Grundlage des jetzigen Buches sind die vorhergehenden Bücher "Zukunftsfähiges Deutschland" und "Postwachstumsgesellschaft", welche kritisch die Frage betrachten, daß in einer endlichen Welt kein unendliches Wachstum stattfinden kann.

In dem Vortrag wurde vor allem die Frage einer Suffizienzpolitik ausführlich betrachtet. Suffizienz bedeutet ausreichend, genügend. Wachstum lautet heute jedoch oftmals das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ziel, jedoch sind die Grenzen der Belastbarkeit für die ökologischen Grenzen des Planeten immer mehr erreicht, gleichzeitig stellen viele Menschen jedoch fest, dass es auch andere Wege gibt die glücklich machen. „Weniger ist mehr“ das bedeutet nach Meinung von Prof. Dr. Angelika Zahrnt eine Politik der Suffizienz, die einen ressourcenarmen und beziehungsreichen Lebensstil leichter macht. Angesichts schwindender Ressourcen, des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung muss die Menschheit lernen, Maß zu halten. Effizienz- und Innovationspolitik alleine reichen nicht aus, um den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.

Entschleunigung, Entflechtung, Entrümpelung und Entkommerzialisierung sind Alternativen, die Wohlstand ermöglichen, ohne Natur- und Materialverbrauch immer weiter nach oben zu schrauben. Dafür bedarf es einer "Politik für ein gutes Leben", die es leichter macht, nachhaltige Lebensstile zu praktizieren: Von einer ökologisch orientierten Wirtschaftsordnung über die Gestaltung fahrradfreundlicher Innenstädte bis hin zu neuen Impulsen in der Verbraucher-, Arbeits- und Gesundheitspolitik reichen dabei die Ansatzpunkte einer Suffizienzpolitik. Mieten statt kaufen, reparieren statt wegwerfen: Wer Dinge gemeinsam nutzt oder lange verwendet, trägt dazu bei, Ressourcen zu sparen und die Warenströme nicht noch weiter anschwellen zu lassen. Tauschen und Teilen liegt im Trend – unterstützt von den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt.

Ein anderer langer Hebel, um individuelle Lebensstile zu beeinflussen, ist der Arbeitsmarkt. Denn wird die Teilzeitarbeit steuerlich bevorzugt und in der Sozialversicherung besonders berücksichtigt, hilft dies die Arbeitszeiten zu verkürzen. Das würde Menschen mehr Freiraum für die Eigenversorgung sowie für Gemeinschaftsinitiativen und Freizeit eröffnen und als Gegengewicht zur Konsumorientierung wirken. Selbstmachen statt konsumieren ist ein weiterer wichtiger Teilbereich. Dazu zählen auch frei zugängliche Einrichtungen für Kultur und Sport. Gefragt sind ferner Bildungsangebote, die nützliches Wissen und Können vermitteln, zum Selbermachen, Reparieren oder Gärtnern. Auch an Gemeinschaftsprojekten wie Carsharing, Nachbarschaftsgärten und Mehrgenerationenhäusern kann eine Suffizienzpolitik vor Ort ansetzen.

Der Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Andreas Rossa bedankte sich nach einer intensiven, lebhaften abschließenden Fragerunde bei Fr. Zahrnt für die vielfältigen Informationen und Anregungen . Unterstützt wurde die Veranstaltung von der MenschenrechtsInitiative Bergstrasse e. V. / MIB und dem Nord-Süd-Forum Bensheim.


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/browse/5/artikel/test-13/