Standort Lampertheim-Hüttenfeld (Mülldeponie): aufgegeben

so würde das Windrad auf der Ex-Deponie aussehen

Von Anfang an hatten der BUND wie auch der NABU den Windrad-Standort auf der ehemaligen Hüttenfelder Deponie wegen der Gefährdung seltener Vogel- und Fledermausarten abgelehnt, aber auch wegen der schlechten Windhöffigkeit. Seit Sommer 2015 steht erfreulicherweise fest (Kasten rechts), dass sich dort kein Windrad drehen wird. "Das ist ein Sieg der Vernunft zugunsten des Natur- und Artenschutzes", so Kreisvorstandssprecher Herwig Winter. „Denn Windräder sollen in hoffentlich bald rechtsgültigen Vorranggebieten stehen, wo erheblich weniger Artenschutzkonflikte zu erwarten sind.“

Gefahr für Greifvögel und Vogelzugroute

Die ehemalige Mülldeponie war für Greifvögel schon interessant, als noch Müll angeliefert wurde. Auch heute nutzen die Segler mit den großen Schwingen gern die aufsteigende Luft über dem relativ warmen Abfallhügel, um sich hoch in die Lüfte tragen zu lassen. Der Neubau von Windkraftanlagen in den aufsteigenden Luftstrom würde insbesondere den Rotmilan gefährden, weil der Vogel sein Augenmerk zur Nahrungssuche auf den Boden richtet und daher Rotoren in Flugrichtung erst zu spät bemerkt.

Hinzu kommt, dass das Rheintal eine wichtige Vogelzugroute ist. Windräder im Flugkorridor bedeuten für die ziehenden Vogelschwärme zusätzlichen Stress, beispielsweise beim Anflug auf das nahe liegende Naturschutzgebiet Weschnitzinsel.

Bedeutender Fledermausstandort

Auch viele Fledermausarten nutzen die Waldränder rings um die Mülldeponie als Jagdrevier und wären durch die drehenden Rotoren stark gefährdet. Gutachten weisen den Bereich um die Deponie als einen der hessenweit bedeutendsten Fledermausstandorte aus, darunter auch einen Hotspot für die Große Bartfledermaus. Nach avifaunistischen Untersuchungen tragen Bart- Zwerg-, Rauhautfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler das größte Risiko, von den drehenden Windflügeln verletzt oder getötet zu werden. Dabei kann sogar schon die Druckschwankung hinter einem Rotorblatt den Tod bringen: Bedingt durch Verwirbelungen und Druckabfall platzen die Lungen und inneren Organe der Fledermäuse (Barotrauma).

Auch das Regierungspräsidium Darmstadt hat schon 2013 festgestellt, dass die Mülldeponie in einem Bereich mit dem größtmöglichen Konfliktpotential für Fledermäuse und auch für Greifvögel liegt. Als Windkraft-Standort war diese Fläche schon deswegen ungeeignet.

Kaum Windstrom zu erwarten

Schließlich wies eine Schätzung des TÜV Süd eine nur geringe Windhöffigkeit (5,5 m/s) für den Standort aus, so dass die Windrotoren nur wenig umweltfreundlichen Strom erzeugen können. Eine einjährige Windgeschwindigkeitsmessung korrigierte den Wert noch weiter nach unten (4,7 m/s). Hinzu kamen zusätzliche Betriebseinschränkungen für den Naturschutz, nämlich Abschaltungen für durchziehende Vögel und Fledermäuse. Unter solchen Bedingungen entsteht kaum CO2-armer Windstrom, der an anderen Standorten Eingriffe in die Natur rechtfertigen kann.

Das Windrad erwies sich letztlich als eine Fehlplanung, das erkannte auch der ZAKB und gab seine Planung auf. Im Nachhinein bestätigte der ZAKB eindrucksvoll die fehlende Eignung des Standorts, indem er den Genehmigungsbescheid zurückgab. Dadurch konnte der BUND seine Klage zurückziehen und dennoch einen Erfolg für Natur- und Artenschutz verzeichnen.

Ergänzende Informationen



Kein Windrad auf der Ex-Deponie

2012: Der ZAKB plant auf der Kuppe der früheren Mülldeponie in Lampertheim-Hüttenfeld den Bau von bis zu 3 Windrädern.

2013: Der ZAKB beantragt den Bau eines einzelnen Windrads.

2014: BUND und NABU reichen Fachgutachten zu Greifvögeln und Fledermäusen ein.

Dez. 2014: Das Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt den Bau des Windrads.

Jan. 2015: Der BUND klagt gegen den WEA-Bescheid.

Apr. 2015: Der ZAKB gibt den Bau der WEA auf und gibt den Genehmigungsbescheid an die Behörde zurück.

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