Was summt denn da?

Wenn es um Insekten geht, haben viele Menschen eher negative Assoziationen: Sie denken an stechendes, beißendes und saugendes „Ungeziefer“. Dabei haben die Insekten in unserer Tier- und Pflanzenwelt ganz viele wesentliche Aufgaben: Insekten bestäuben die Blüten und sie sind Nahrungsgrundlage für Vögel, Fische, Lurche, Kriechtiere, Fledermäuse und andere Säugetiere.

Zu den Insekten gehören so faszinierende Gruppen wie die Libellen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Hautflügler (Wespen, Bienen, Hornissen) und Käfer. Insgesamt gibt es in Mitteleuropa mehr als 30.000 Arten.

Allerdings leiden etwa Wildbienen, Schmetterlinge und Heuschrecken unter der Monotonie der Landschaft und der intensiven Bewirtschaftung unserer Wiesen und Felder. Für die Libellen sind verbaute und überdüngte Bäche und Seen ein großes Problem, und spezialisierte Käfer finden in den ausgeräumten Wäldern zu wenig Totholz.

Der BUND setzt sich für eine umweltverträgliche Landwirtschaft und für natürliche Wälder, Flüsse und Seen ein. Und der BUND ist auch vor Ort aktiv: Er betreut, sichert und schafft wichtige Lebensräume, die die Insekten-Vielfalt erhalten. Das kann ein „Bienenhotel“ sein, die Pflege von Schmetterlings- und Heuschreckenwiesen oder die Renaturierung und Neuanlage von Gewässern.

Eichenheldbock. Foto: Herwig Winter
Eichenheldbock. Foto: Herwig Winter

Vortrag "Bienen, unsere fleißigen Helfer in Gefahr" in Birkenau

Die Zuhörer waren hingerissen und beeindruckt von den Ausführungen des Imkers Uwe Walther im alten Rathaus in Birkenau. In Deutschland seien im letzten Winter etwa 30 % der Bienenvölker eingegangen. Die Chemie-Industrie lasse verlauten, Schuld sei die Varroha-Milbe. Das sei aber nur die halbe Wahrheit, meint Uwe Walther. Die Bienenvölker seien heutzutage durch Umweltgifte so geschwächt, dass viele den Winter nicht mehr überstehen. Auch in früheren Jahren habe es die Milbe gegeben, aber viel mehr Bienenvölker hätten überlebt. Besonders schädlich für Insekten seien Glyphosate, unter dem Namen Round-Up bekannt, und Neonicotinoide. Solche Gifte müssten sofort aus dem Handel gezogen werden.


Frage aus dem Publikum: Und wenn auf dem Pflanzenschutzmittel steht: “unschädlich für Bienen”? Die Antwort des Imkers: Sehen Sie, die Prüfung wird von der Chemie-Industrie durchgeführt und die Prüfvorschriften sind mehr als fraglich. Was würden sie sagen, wenn ein Gift als “unschädlich für Kühe” eingestuft würde, weil von 100 Kühen nach einem Tag auf einer gespritzten Weide weniger als 49 Kühe gestorben sind? So ähnlich würden Gifte bei Bienen getestet.


Weitreichende Folgen

 

Ohne Bienen und andere bestäubende Insekten gäbe es keine Erdbeeren, keine Tomaten, keine Äpfel, keine Möhren usw. Ja, auch keine Möhren, denn die Samen, die im Geschäft gekauft werden, wurden natürlich durch Insekten bestäubt. Ohne Bienen könnten ein- und zweijährige Pflanzen nicht lange überleben, aber auch nicht die Insekten die von diesen Pflanzen leben und auch nicht die Vögel, die von diesen Insekten leben. Wenn Eiweiß liefernde Pflanzen ausfallen, kann Vieh nicht mehr richtig ernährt werden und es gäbe nicht mehr ausreichend Fleisch für unsere Ernährung. Vieles in unserem Leben hänge also von Vorhandensein bestäubender Insekten ab.


In China gäbe es eine Region, in der seit langem Birnbäume mit besonders schmackhaften Früchten kultiviert werden. Die Bauern sind verzweifelt weil es keine Früchte mehr gibt. Durch Umweltgifte sind alle bestäubenden Insekten ausgestorben und es gibt keine Früchte mehr. Die Regierung habe eine Methode empfohlen, bei der die Bauern auf die Bäume steigen sollen und die Blüten von Hand bestäuben. Soll das die Zukunft des Obstbaus sein?


Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika sind bestäubende Insekten in großen Teilen faktisch ausgestorben. Deshalb würden nun Bienenvölker in riesigen Lastwagen aus Kanada zum richtigen Zeitpunkt in die Obstbaugebiete gefahren um für Bestäubung zu sorgen, natürlich gegen Geld. Damit die gestressten Bienenvölker dies überleben, werden sie mit Antibiotika behandelt.


Honig ist weitgehend unbelastet

 

Honig und Honigpollen sind seit alters her als Heilmittel bekannt. Im alten Ägypten war Honig wertvoller als Gold. Heute, nachdem viele Antibiotika ihre Wirkung verloren haben, besinnt man sich als letztes Mittel wieder auf Honigpflaster zur Wundbehandlung. “Ist Honig heute nicht mit Umweltgiften belastet?”, wollte ein Zuhörer wissen. “Nein, Honig ist relativ unbelastet, denn die Bienen opfern sich sozusagen für uns auf, indem sie den Honig vorverdauen und die Gifte abbauen. In Pollen können allerdings Umweltgifte vorkommen” war die Antwort.


In Sibirien habe sich eine Volkgruppe fast ausschließlich von Honig und Pollen ernährt und die Leute seien sehr alt geworden. Honig und Pollen seien also auch ein preisgünstiges Mittel um ein hohes Alter zu erreichen.


Um bestäubenden Insekten eine Überlebensschance zu geben empfiehlt Walther den Anbau von Pflanzen, die als Bienenweide geeignet sind. Tödlich seien Pflanzengifte und Monokulturen, insbesondere von Mais. Heute gäbe es Mischungen von blühenden Pflanzen, die anstelle von Energie-Mais angebaut werden können. Am Ende des Vortrags verteilte Walther Samentüten, zum Aussäen im Garten und auf Grünflächen, für eine blühende Zukunft.


Willy Welti, der den Vortrag organisiert hatte, übergab dem Referenten als Dank einen Anteilschein am Grünen Band im Wert von 100.- EUR. Das Grüne Band entlang der ehemaligen Zonengrenze sei ein Naturschutzprojekt, das bestäubenden Insekten Lebensraum biete zu deren Verbreitung beitrage.



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